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Anime Industry Report 2019

Nachdem ich letztes Jahr bereits den Anime Industry Report 2018 der Association of Japanese Animations (AJA) behandelte, möchte ich darauf aufbauend den Report zum Jahr 2019 betrachten. Analog zum letzten Mal sei hier auch wieder der Hinweis, dass der 2019er-Report die Jahre bis einschließlich 2018 untersucht. Daten zu 2019 und 2020, was in Hinblick auf die aktuelle Corona-Pandemie interessant sein wird, werden also leider noch eine Weile auf sich warten lassen.

Wachstum der Einnahmen

Zum neunten Mal in Folge fand auch im Jahr 2018 wieder ein Wachstum statt, wenn auch geringer als in den Jahren zuvor. Schuld daran scheint der gebremste Wachstum der Einnahmen im Ausland Japans zu sein (nur noch 101,4 % 2018 im Vergleich zu 129,6 % 2017) und außerdem noch geringere Verkäufe von physischen Medien (DVDs etc.) als zuvor (ein „Wachstum“ von 76,7 % 2018 im Vergleich zu 97,1 % 2017).

Anime Industry Report 2019 - Umsatz

Einnahmen im Inland und Ausland

Die Einnahmen im Ausland sind zum ersten Mal auf über eine Billion Yen (rund 8 Milliarden Euro) gestiegen. Während ich letztes Jahr noch davon schrieb, dass die Einnahmen im Ausland die innerhalb Japans überholen könnten, scheint dieser Fall 2018 noch nicht eingetroffen zu sein. Dem Report zufolge könnte der chinesische Markt eine Ursache dafür sein. Die Entscheidung Chinas, Regularien und Zensuren von konventionellen Medien auch im Internet verstärkt einzusetzen, könnte nämlich Auswirkungen auf den Kaufwillen chinesischer Bürger gehabt haben, was sich wiederum durchaus am Animemarkt widerspiegeln könnte.
Eine positive Nachricht ist übrigens, dass 2018 im Gegensatz zu den drei vorherigen Jahren die Einnahmen innerhalb Japans nicht weiter gesunken sind, sondern wieder leicht gestiegen.

Anime Industry Report 2019 - Umsatz im Inland und AuslandProduzierte Minuten für TV-Animes

Höhere Werte konnten 2018 außerdem auch in Hinblick auf die produzierten Minuten von TV-Animes gemessen werden. Mit 130.800 Minuten (ca. 90,8 Tage) handelt es sich um den zweithöchsten Wert seitdem die Werte betrachtet werden. Zählt man auch noch produzierte Minuten für Streaming-Services wie Netflix hinzuzählen, handelt es sich sogar um einen neuen Rekordwert. Dem Report nach könnten ein höherer Bedarf und auch eine vereinfachte Produktion dank Digitalisierung Gründe dafür sein.

Anime Industry Report 2019 - Produzierte Minuten für TV-AnimesGenauere Aufschlüsselung der Einnahmen

Was die Kategorien angeht, in denen die Anime-Industrie Einnahmen erzielt, setzen sich im Allgemeinen die Trends fort. Betrachtet wurden wieder folgenden Bereiche:

  • TV
  • Filme
  • Video (DVDs und ähnliche Medien)
  • Internetvertrieb
  • Merchandising
  • Musik
  • Einnahmen im Ausland
  • Pachinko und ähnliche Spielautomaten
  • Live Entertainment, zum Beispiel Live-Performances, Ausstellungen und andere Events

Über 46 % der Einnahmen werden durch das Ausland erzielt, wobei man beachten sollte, dass diese Kategorie verschiedene Einnahmequellen zusammenzählt, die im Inland getrennt erfasst werden. Darauf folgen Merchandising (ca. 22,9 %) und Spielautomaten (ca. 13 %). Erst danach kommen die eigentlichen Einnahmen durch TV-Animes (ca. 5,2 %), gefolgt von den übrigen Kategorien.
Die einzigen Kategorien, in denen die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen, waren Merchandising und Video. Im Gegensatz zu 2017 sind die Einnahmen von Spielautomaten, Musik und Filmen wieder etwas gestiegen. Außerdem ist es schließlich soweit gekommen, dass der Internetvertrieb mit 59,5 Milliarden Yen höhere Einnahmen erzielt hat als konventionellen Medien wie DVDs mit diesmal nur noch 58,7 Milliarden Yen, ein Trend, der schon länger abzusehen war. Generell haben die konventionellen Medien nur noch knapp 42,3 % der Größe im Vergleich zur Hochzeit 2005.

Hier ist noch einmal eine genaue Aufschlüsselung und die Werte der vorherigen Jahre (anklicken zum Vergrößern):

Anime Industry Report 2019 - Kategorien des UmsatzesAnimes im japanischen Kino

Animefilme im japanischen Kino haben 2018 mit 42,6 Milliarden Yen wieder etwas mehr Einspielergebnisse erzielt als im Vorjahr. Wenn man Jahre mit extrem erfolgreichen Kassenschlagern ausklammert, ist das immer noch ein ziemlich guter Wert. Und das, obwohl die Anzahl an Animes im Kino von 84 auf 74 zurückgegangen ist. Interessanterweise hat trotzdem Menge an produzierten Minuten einen Höchstwert mit 6186 Minuten erreicht. Am erfolgreichsten war übrigens 2018 der 22. Conan-Film Detective Conan: Zero the Enforcer mit 9,18 Milliarden Yen.

Anime Industry Report 2019 - Einspielergebnisse Animefilme

Anime Industry Report 2019 - Anzahl an Animefilmen und produzierte Minuten

Anzahl an TV-Animes

2018 ist die Anzahl an TV-Animes wieder ein wenig gesunken auf nun 235. Das liegt daran, dass diesmal 13 Animes des Vorjahres weniger fortgeführt wurden als es noch 2017 der Fall war. Die Anzahl an neuen TV-Animes ist hingegen um 5 auf insgesamt 235 gestiegen. Animes exklusiv für Streaming-Dienste sind hierbei übrigens nicht berücksichtigt. Eine Statistik zu diesen Werten wäre durchaus interessant, da Exklusivtitel für Netflix und ähnliche Dienste mittlerweile keine Seltenheit mehr sind.

Anime Industry Report 2019 - Animes im TV
Anime Industry Report 2019 – Animes im TV

Verträge im Ausland

Betrachtet man die Anzahl an Verträgen mit Ländern im Ausland, fällt auf, dass die Verteilung 2018 wesentlich ungleichmäßiger war als noch 2017, obwohl die Anzahl mit insgesamt 2594 gleichgeblieben ist. Interessanterweise beruhten die Werte 2018 auf Angaben von 16 Firmen, wohingegen es 2017 noch 24 waren. Insofern ist die Vergleichbarkeit gegebenenfalls nicht allzu aussagekräftig. Die meisten Verträge hatten 2018 mit großem Abstand die USA (467), Kanada (417) und China (281). In jedem dieser drei Länder hat sich die Anzahl seit 2017 mehr als verdoppelt, in Kanada sogar fast verdreifacht. Deutschland war 2018 auf Platz 8 mit 45 Verträgen. 2017 war es noch Platz 14 mit 26 Verträgen.
In einigen Ländern ist die Anzahl auch stark zurückgegangen, was aber natürlich daran liegen kann, dass weniger Firmen 2018 Angaben gemacht haben. Stark zurückgegangen sind zum Beispiel Südkorea (von 163 zu 77), Taiwan (von 155 zu 62), Frankreich (von 152 zu 46) oder Großbritannien (von 91 zu 36).

Anime Industry Report 2018 - Verträge mit Ländern im AuslandAnime Industry Report 2019 - Verträge mit Ländern im Ausland (prozentual)Betrachtet man die Verteilung genauer, fällt auf, dass Nordamerika 2018 den größten Anteil an Verträgen hatte mit 42,9 % im Vergleich zu noch 20,9 % im Jahr 2017. Asien nahm nur noch den zweitgrößten Anteil an mit 31,5 % im Vergleich zu 40,2 % 2017. Auch Europa spielte eine geringere Rolle. 2017 waren es noch 24,5 % der Verträge, 2018 aber nur noch 11,4 %. Hier zeigt sich erneut, wie sehr die Anzahl an Verträgen in den USA und Kanada 2018 gewachsen ist.

Abseits von Verträgen mit einzelnen Ländern gibt es auch welche, die für verschiedene Regionen oder Sprachen geschlossen werden. 2018 waren das 532 Verträge im Vergleich zu 701 im Vorjahr. Davon galten insgesamt 38 weltweit (2017 waren es noch 62). 104 Verträge bezogen sich auf Europa (2017 waren es 128). Verträge mit deutschsprachigen Gebieten sind von 20 auf 38 angestiegen. Auch hier hat sich die deutsche Anime-Industrie also weiter gesteigert.

Anime Industry Report 2019 - Verträge mit ausländischen Regionen und Sprachen

Und damit wären auch schon die Ergebnisse des Anime Industry Reports 2019 zusammengefasst. Einige Dinge, die mir weniger wichtig erschienen oder sich nicht großartig vom Vorjahr unterschieden, habe ich in diesem Artikel ausgelassen. Bei Interesse lohnt sich also ein Blick in meinem Artikel vom letzten Jahr und in den 2019er Report an sich. Gegegebenenfalls werde ich auch in Zukunft die neuen Reports in Artikelform behandeln. Interessant wird beispielsweise, wie sich die Einnahmen im Ausland weiter entwickeln. Auch spannend wird sicher, wie sehr die Corona-Pandemie mit diversen Problemen für Anime-Studios Auswirkung hatte, beispielsweise in Bezug auf die Einnahmen oder auf die Anzahl an veröffentlichten Animes. Wünschenswert wären außerdem mehr Daten zu Streaming-Diensten, da das in den aktuellen Reports leider etwas wenig behandelt wird. Insofern bin ich auf jeden Fall auf die nächsten Anime Industry Reports gespannt.

Quelle: https://aja.gr.jp/english/japan-anime-data

Published inAnime-Industrie

2 Kommentare

  1. Es ist doch immer wieder interessant, die ganzen Zahlen zum Anime-Markt so aufgeschlüsselt zu sehen. Aber ich muss dir ganz zustimmen, ich bin eher gespannt, wie sich die Pandemie auf diese Zahlen auswirken wird. Vielleicht sehen wir, dass der generelle Streaming-Boom sich auch auf für die Anime-Industrie positiv ausgewirkt hat… zumindest für die Einnahmen der Leute, die eh schon genug haben. Dass davon nichts unten ankommt und die Animatoren und Co. am stärksten unter den Folgen der Pandemie leiden werden braucht wohl nicht gesagt zu werden. Aber lassen wird das. Jedenfalls, ich fand auch dieses Jahr deine Zusammenfassung angenehm zu lesen!

    • Takumi Takumi

      Freut mich, dass dir die Zusammenfassung gefällt!
      Ich gehe auch davon aus, dass Streaming-Dienste zumindest bei der Verbreitung ziemlich wichtig sind und dadurch vielleicht auch finanziell lohnender als teure DVDs/Blu-rays, die eine kleinere Käufergruppe anziehen. Aber ja, an den unfairen Löhnen wird das wohl nichts ändern…

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