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Anime-Review: Now and Then, Here and There

Heutzutage ist das Isekai-Genre, in dem sich Charaktere aus unserer Welt plötzlich in anderen Welten wiederfinden (oft Fantasy- oder Videospiel-Welten), so häufig vertreten wie nie zuvor. Leider. Denn meiner Meinung nach sind die meisten modernen Isekai-Geschichten sehr generisch mit austauschbaren Charakteren und Geschichten. Now and Then, Here and There ist da ganz anders. Der Protagonist landet nicht in einer bunten Fantasy-Welt voll mit niedlichen aufgedrehten Anime-Mädchen, die sich alle in ihn verlieben und in der er der mächtigste Held ist, sondern in einer Wüstenlandschaft mit einer Militärbasis, in der entführte Kinder als Soldaten ausgebildet werden und Frauen sogar vergewaltigt werden, um den Nachwuchs zu sichern. Wer einen Anime sucht, in dem auch mal solche und ähnliche ernste Themen vorkommen, ist hier also richtig.

Now and Then, Here and There (auf Japanisch Ima, Soko ni Iru Boku) hat 13 Folgen und wurde vom Studio Anime International Company produziert. Director war Akitarou Daichi, welcher auch die Geschichte entworfen hat. Die Serie ist ein schon etwas älterer und leider in Vergessenheit geratener Anime, der 1999 gestartet ist. Davon sollte man sich aber natürlich nicht abhalten lassen, ihn zu sehen, zumal man hier mehr Substanz geboten bekommt, als in den meisten aktuellen Serien.

Die Protagonisten Lala-Lu und Shu

Die Animeserie startet in der erste Folge damit, dass man Shu kennenlernt. Er lebt unbekümmert im modernen Japan, scheint generell sehr optimistisch, hilfsbereit und gutgläubig zu sein und macht Kendo als Sport, wobei er dabei leicht besiegt zu werden scheint, aufgrund seiner stürmischen und unüberlegten Art. Als er auf dem Weg nach Hause das sehr stille und apathische Mädchen Lala-Lu auf dem Schornstein einer alten Fabrik bemerkt, versucht er, sich mit ihr anzufreunden, bevor beide von plötzlich auftauchenden Soldaten überfallen und in eine andere Welt teleportiert werden. Die Festung Hellywood, in der sich Shu daraufhin wiederfindet, wird von dem verrückten und größenwahnsinnigen Diktator Hamdo geleitet, dessen einziges Ziel es ist, alle seine Feinde zu unterwerfen und als alleiniger Herrscher zu regieren. Doch zur Erfüllung dieser Vision und Reaktivierung der eigentlich fliegenden Festung benötigt er Lala-Lu und den mysteriösen Stein, den sie bei sich trägt und mit dessen Hilfe sie riesige Mengen an Wasser erzeugen kann.

Die Kindersoldaten Nabuca und Boo

Für Hamdo ist dabei jedes Mittel Recht. So stockt er beispielsweise seine Streitkräfte auf, indem er anliegende Dörfer überfallen und die Männer und Kinder als Soldaten ausbilden lässt. Auch Shu und die ebenfalls aus unserer Welt stammende Sala werden in dieser Welt nicht verschont. Während Shu gefoltert wird, lässt man Sala und andere Frauen sogar vergewaltigen, da die Anzahl an Soldaten durch die Kämpfe immer mehr abnimmt und neue Kinder benötigt werden. Genau solche besonders schlimme und ernste Themen machen diesen Anime so interessant. Gerade die Entwicklung von Charakteren wie Sala oder dem Kindersoldaten Nabuca sind hier sehr fesselnd. Der relativ einfach gestrickte und idealistische Shu hingegen tut der Serie gut durch seine Shounen-typische Art, nicht aufzugeben und andere Menschen mit seiner Hoffnung aufzumuntern. Einen solchen schablonenhaften Protagonisten kann man natürlich kritisieren, aber in einer Welt, in der viele Dinge wirklich furchtbar sind, tut es tatsächlich ganz gut, einen Charakter zu haben, der trotzdem noch zuversichtlich bleibt.

Insgesamt sollte also klar geworden sein, dass ich den Anime durchaus empfehlen kann. Es ist natürlich keine Serie, die man einfach mal so schauen sollte, wenn man nur unterhalten werden möchte und etwas sucht, dass nur gute Laune macht. Aber auch wenn Now and Then, Here and There manchmal bedrückend ist, ist es trotzdem (oder gerade deshalb) sehenswert.

 

Bilder: Anime International Company

Published inAbenteuerAnime-ReviewsAnimesDramaFantasyIsekaiPsychological

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